Vor vielen vielen Jahren lebte in Arabien ein Mullah, der unter dem Namen Schadelih bekannt war. Dieser traf eines Tages auf eine Ziegenherde, die ungewöhnlich munter in der Gegend herumsprang. Da fragte er den Ziegenhirten, ob seine Ziegen immer so aufgeregt seien. Der Ziegenhirte erklärte dem Mullah daraufhin, dass seine Ziegen in der Tat regelmäßig so erregt wären, wenn sie die roten Früchte und Blätter eines bestimmten immergrünen Strauches fressen würden. Der Gelehrte fand dies so interessant, dass er sich von dem Ziegenhirten die verdächtigen Pflanzen zeigen ließ und selbst von den Früchten probierte. Kurz darauf fühlte er sich ebenfalls wie belebt. Per Zufall gerieten dem Mullah später einige der Früchte ins Feuer. Als er das Aroma der gerösteten Kerne wahrnahm, war er so begeistert, dass er diese ungewöhnlichen "Kirschen" künftig immer auf diese Weise zubereitete. Das "Rezept" sprach sich rasch in der arabischen Welt herum und so kam es, dass die Kaffeebohnen ihren Siegeszug um die Welt antraten ...
Ob es sich hierbei um eine erfundene Kaffee-Legende handelt oder ob sich diese Geschichte tatsächlich so zugetragen hat, weiß keiner genau zu sagen.
Glaubwürdiger sind hingegen die ersten Aufzeichnungen des persischen Arztes und Philosophen Ibn Sina (Avicenna), der bereits im Jahre 1015 zur Behandlung seiner Patienten die anregende Wirkung des Kaffees nutzte. Er empfahl die "Droge" seinerzeit speziell gegen Kreislaufschwäche.
Weitere Berichte stammen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Hier wird berichtet, dass der Kaffee die arabische Welt über die Pilgerstädte Medina und Mekka eroberte. Andere Aufzeichnungen sprechen davon, dass arabische Sklavenhändler bereits im 14. Jahrhundert den Kaffee über den jemenitischen Hafen Mocha nach Arabien einführten.
Die ersten Kaffeehäuser, die zunächst nur von Männern besucht werden durften, entstanden zwischen 1530 und 1532 in Damaskus und Aleppo, zwei alten Städten in Syrien. 1554 wurde das erste europäische Kaffeehaus im damaligen Konstantinopel (heute Istanbul) eröffnet. 1647 öffnete das erste italienische Kaffeehaus in Venedig seine Pforten, gefolgt von Oxford (1650), London (1652), Amsterdam (1663) und Paris (1672). Das Kaffeehaus Schütting - eröffnet 1673 in Bremen - war das erste seiner Art in Deutschland. Das erste Kaffeehaus in Wien folgte erst im Jahre 1683 während der türkischen Belagerung Österreichs. Seither haben sich die Kaffeehäuser rund um den ganzen Globus ausgebreitet. Heute gibt es Kaffeehäuser und Kaffeebars an jeder Ecke und Kaffeemaschinen in fast jedem Haushalt.
Ich persönlich kann den großen Kaffeebar-Ketten wie McCafé, Tchibo oder Starbucks nicht sonderlich viel abgewinnen. Kaffee aus Pappbechern finde ich einfach abstoßend - erst recht, wenn dieser nebenbei beim Durchhetzen der Fußgängerzone mit Telefon am anderen Ohr mehr oder weniger achtlos hinunter gekippt wird. Von den vollkommen unnötigen Müllbergen, die dabei entstehen mal ganz abgesehen. Das Zubereiten und Trinken einer Tasse Kaffee sollte in meinen Augen stets zelebriert werden, damit man den Kaffee auch richtig genießen und wahrnehmen kann. So fällt es auch viel leichter, das schwarze Gold als etwas Besonderes zu sehen und nicht Unmengen davon in sich hinein zu schütten.
Besonders gut gefallen mir Kaffeehäuser, die mit einer Buchhandlung kombiniert sind. Ich liebe Bücher und kann mich stundenlang in einer Buchhandlung aufhalten, um mal hier und mal da in die verschiedensten Bücher hinein zu blättern und mich inspirieren zu lassen. Wenn ich mich dann zwischendurch mit einem Stapel Bücher und einer frisch zubereiteten Tasse Milchkaffee an einem gemütlichen Tisch niederlassen kann, empfinde ich den Kaffee gleich doppelt anregend. Obendrein kann man sich an einem solchen Ort auch herrlich mit anderen Leseratten austauschen und in tiefe Gespräche versinken. Die Kombination aus Buchhandlung und Kaffeehaus verbreitet sich mittlerweile immer stärker.
Kaffee ist weit mehr als ein Wachmacher - Kaffee ist im Laufe der Jahrhunderte zu einem regelrechten Lebensgefühl geworden. Kaffee beflügelte Dichter, Philosophen, Komponisten und Gelehrte gleichermaßen. In Kaffeehäusern traf sich das Volk und führte bis tief in die Nacht anregende Gespräche, die zu vielen weltverändernden Ansichten führten. Das heiße Getränk aus dem tropischen Orient beflügelt bis heute den öffentlichen Gedankenaustausch. In einer Zeit, in der alles immer schneller zu laufen scheint, nimmt der Muntermacher sogar einen immer größeren Stellenwert in unserer Gesellschaft ein.
Alleine bei uns in Deutschland werden pro Kopf jährlich im Durchschnitt ca. 7 Kilo Kaffee konsumiert. Bei rund 80 Millionen Einwohnern sind das stattliche 560 Millionen Kilo Kaffee, die alleine in Deutschland pro Jahr getrunken werden. Dabei sind wir bei weitem nicht die größten Kaffee-Junkies weltweit. Angeführt wird die Rangliste nämlich von den Finnen, die es jährlich auf satte 12 Kilo Kaffee pro Person schaffen. Auf Platz 2 rangieren dann die Österreicher mit 9 Kilo pro Kopf und auf Platz 3 finden wir die Norweger mit 8,7 Kilo pro Einwohner. (Quelle: http://statistik-dresden.de/archives/11529)
Einer der ganz extremen Kaffeetrinker seiner Zeit war übrigens der französische Schriftsteller Honoré des Balzac (1799-1850). Es heißt, er habe während seiner aktiven Schaffensphase an dem unvollendeten Romanzyklus "Die menschliche Tragödie" in seinen letzten 8 Lebensjahren rund 50.000 Tassen Kaffee konsumiert.
Das war gesundheitlich betrachtet definitiv zu viel. Die ständige Überanstrengung und sein exzessiver Kaffeekonsum bereiteten ihm zunehmend gesundheitliche Probleme und brachten ihn schlussendlich frühzeitig mit nur 51 Jahren ins Grab.
Um von den gesundheitlichen Vorzügen des Kaffees zu profitieren, möchte ich hier an dieser Stelle daher nochmals die dringende Empfehlung los werden, nicht mehr als 2-3 Tassen Kaffee täglich zu trinken.
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